Sieger gab es nicht, und trotzdem zeigten sich alle rundum zufrieden, die an der PFERD in Bern die Auszeichnung für vorbildliche Haltung entgegennehmen konnten. Zehn von 31 Betrieben, die sich für den von BauernZeitung, PFERD und KAVALLO vor einem Jahr ins Leben gerufenen Stallwettbewerb «Der gute Stall» angemeldet hatten, kamen nach sorgfältiger Prüfung der eingereichten Dokumentationen in die engere Auswahl. Die bei ihren Betriebsbesuchen gewonnenen Eindrücke liessen für die Haltungsexpertinnen Christa Wyss von Agroscope, Schweizer Nationalgestüt Avenches und Franziska Kägi von der Hochschule für Agrar-, Forst- und -Lebensmittelwissenschaften (HAFL), Zollikofen, sowie Laura Kreis, Agronomiestudentin (Vertiefung Pferdewissenschaften), nur einen Schluss zu: Alle begutachteten Ställe verdienen die Auszeichnung «Vorbildliche Haltung», auf eine Rangierung wird verzichtet. Vergeben werden mussten nur die vom «Verein Pro Pferd» ausgesetzten Innovationspreise, eine Circle Camera von Logitec, in den Kategorien Einzel- respektive Gruppenhaltung. In der Einzelhaltung ging der Preis an den Mettlenhof von Hans-Ulrich Wirz in Wolfhausen für die unter dem überdachten Auslauf eingerichteten Heuraufen. In der Gruppenhaltung wurde der Preis Marina und Thomas Rufer von der Rufer Ranch zugesprochen für die Realisation einer mobilen Integrationsbox.
Zum Ausdruck gekommen ist im Stallwettbewerb zudem, wie sich die Nutzung und Haltung der Pferde wandelt und verändert. Strengere Haltungsvorschriften von der Tierschutzgesetzgebung her tragen zu besseren Bedingungen bei, weit mehr ist es aber die wachsende Sensibilität der Besitzerinnen und Besitzer, die aufgrund von neuen Erkenntnissen verbesserte Haltungsformen suchen.
Vertieften Einblick in die veränderten Haltungsansprüche vermittelte Clara Ackermann vom Schweizer Nationalgestüt Avenches anlässlich der Netzwerktagung Pferdeforschung Schweiz mit ihrem Bericht über die Entwicklungen in der Pferdebranche von 2012 bis 2016. Interessant im Zusammenhang mit den Pferdeställen sind die Zahlen zur Unterbringung. So ist es beispielsweise für 25063 Equiden zu einem Stallwechsel gekommen. 32% oder gut 8000 hatten den Stall 2- bis 13-mal gewechselt, 68% oder gut 17000 hatten sich einmal in einem neuen Stall einzuleben. 72% der Equiden leben in Landwirtschaftsbetrieben. Diese Zahlen bringen zum Ausdruck, dass eine professionelle Dienstleistung für eine anspruchsvolle Kundschaft mit hohen Erwartungen zu erbringen ist. Zu rechnen ist zudem mit steigendem Konkurrenzdruck, so dass nur erfolgreich und professionell geführte Betriebe bestehen können. «Innovationen, Fachkenntnisse und Kundenorientierung betreffend Leistungsangebot werden an Bedeutung zunehmen», hält ein Papier des Schweizer Nationalgestüts fest. Und dies alles vor dem Hintergrund, dass die Zunahme der Equidenpopulation von 103008 im Jahr 2012 auf 105058 im Jahr 2016 auf Ponys und Kleinpferde (+9,76%), Esel, Maultiere und Maulesel (+40,31%) sowie andere Rassen wie Kaltblüter (+26,42%) zurückzuführen ist, während die Anzahl Warmblüter (–0,44%), Freiberger (–16,87%) sowie Vollblüter/Araber (–3,49%) zurückging. In ihrer Studie ging Clara Ackermann von 59294 Besitzerinnen und Besitzern aus, 60% sind Frauen.
Zu den Herausforderungen einer zeitgemässen Pferdehaltung zählen nach Iris Bachmann und Ruedi von Niederhäusern vom Nationalgestüt das Fütterungsmanagement, die bauliche Gestaltung und die Betreuung von Gruppenanlagen sowie die Optimierung der nach wie vor am weitesten verbreitete Boxenhaltung. Innovative Haltungsmodelle sind nur dann erfolgreich, wenn die verschiedenen Interessen wie Wirtschaftlichkeit, Tierwohlanforderungen und Kundenansprüche in ein- und demselben Konzept berücksichtigt würden.
Zehn «Gute Ställe» für 5*-Komfort ausgezeichnet
Die Abgabe der Plaketten «Auszeichnung für vorbildliche Haltung» und der Preise erfolgte anlässlich der PFERD in Bern. Für 5*-Komfort geehrt wurden die Liberty Ranch in Bözen, der Stall Neuguet in Hinteregg, Horse-Joy von Odette Butz in Hörhausen, Chantal’s Aktivstall von Chantal Müller in Staffelbach, der Eselhof von Edith und Wolfgang Müller in Grasswil, die Rufer Ranch von Marina und Thomas Rufer in Bangerten, der Pferdehof Rupp von Yolanda und Beat Rupp in Fahrni, der Bipperhof von Daniel von Ins in Oberbipp, der Eschterhof von Randa und Christian Willi in Weiach sowie der Mettlenhof von Hans-Ueli Wirz in Wolfhausen. Die vom Verein «Pro Pferd» ausgesetzten Innovationspreise gingen in der Kategorie Boxenhaltung an den Mettlenhof für seine Futterraufen und in der Kategorie Gruppenhaltung an Marina und Thomas Rufer für die mobile Integrationsbox.
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