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Sportler aller Sportarten bereiten sich systematisch auf ihre speziellen Bewegungsvollzüge vor, um grössere Leistungsbereitschaft und -fähigkeit zu erzielen und sich nicht zu verletzen. Im Reiten scheinen solche Prozesse noch in den Anfängen zu stecken. Man hört nur von wenigen Reitern, dass sie fürs Reiten zusätzliche eigene Bewegungsprogramme vollziehen oder sich sowohl vor dem Training als auch vor dem Wettkampf gezielt vorbereiten, also aufwärmen.
Pferd als Spiegel
Wenn sich jemand gezielt vorbereitet (sich aufwärmt), wird er meistens ein wenig belächelt. Dabei wissen diese Personen kaum, wie positiv wirkend diese vorbereitenden Übungen eigentlich für Reiter und somit auch für das Pferd sind. Das Pferd ist als «Spiegel des Reiters» (Lenz 2013) anzusehen. Es signalisiert durch seine Verhaltensweisen dem Reiter, wie es «bedient werden möchte». Es selbst macht eigentlich keine Fehler, sondern reagiert vorrangig auf nicht dem eigenen System entsprechende Handlungen (Einwirkungen) des Reiters. 
Auch wenn der Reiter keine Bewegungsfehler machen möchte, so funktioniert sein System aufgrund der motorischen Eingrenzungen in der heutigen Gesellschaft nicht mehr so wie früher. In der Vergangenheit bewegte man sich täglich mehr, sodass man nicht die Defizite aufwies, die heute vorhanden sind. Dementsprechend muss man sich heute für das Reiten auch gezielter präparieren (spezielle Programme für individuelle Schwächen vollziehen, sich aufwärmen), um dem Pferd gerecht werden zu können.
Jeder Reiter hat z.B. mehr oder weniger muskuläre Dysbalancen, die sich direkt negativ auf das Pferd auswirken. Der Reiter ist somit insgesamt «schief». Diese erworbene «Schiefe» des Reiters verstärkt jedoch die «angeborene Schiefe» des Pferdes. Die dadurch vorhandene fehlende «Losgelassenheit des Reiters» behindert die «Losgelassenheit des Pferdes». Die u.a. deshalb nicht optimal stattfindende Koordination innerhalb der Muskelstrukturen des Reiters stört das Pferd bei seiner Koordination. Die Probleme des Reiters könnten noch ausgeweitet werden, um die Funktion der eigenen Leistungsfähigkeit und des Aufwärmens vor dem Reiten weiter zu verdeutlichen. 
Reiter wollen doch nur das Beste
Ich gehe davon aus, dass alle Reiter ihre Pferde lieben und eigentlich das Beste für sie wollen. Doch gerade deshalb sollten Reiter ihre eigene «Fitness» steigern (Meyners 2012). Ausserdem sollten sich Reiter über die Funktion einer eigenen «Lösungsphase» (Aufwärmphase) vor dem Reiten informieren, welche Prozesse beim Reiter positiv entwickelt werden und wie diese Vorbereitung sinnvoll zu gestalten ist. Nur dann kann es sich der Reiter selbst und auch dem Partner Pferd so leicht wie möglich machen, um ein optimales koordinatives Zusammenspiel und ein gemeinsames Sich-wohlfühlen zu erreichen. 
In diesen Beiträgen geht es um die sinnvolle Vorbereitung des täglichen Reitens. Dazu ist mindestens eine Zeitspanne von 20 Minuten notwendig, die sich jeder Reiter vor dem Reiten nehmen sollte, um die Steigerung seiner Reitleistungen zu erzielen. Reiter werden nach dem Aufwärmen überrascht sein, wie sich ihre Reitqualität sofort positiv verändert. Pferde nehmen es dankend an, einen gefühlvolleren Reiter auf dem Rücken zu haben. 
Wie diese Vorbereitungen aussehen können, wird im Folgenden erläutert. Zunächst geht es um die Hintergründe. Dann werden die unterschiedlichen Arten des Aufwärmens (allgemeines, spezielles und mentales Aufwärmen) dargestellt, wobei die psychisch-mentale Vorbereitung eine notwendige Ergänzung darstellt. 
Der «Motor» muss warm sein! 
Welche Prozesse finden beim Aufwärmen des Reiters eigentlich statt? -Zunächst muss der Kreislauf erhöht werden, um qualitativ bessere koordinative und physische Leistungen vollbringen zu können. Es ist wichtig, dass die Körpertemperatur des Reiters gesteigert wird, um alle Stoffwechselvorgänge optimal ablaufen zu lassen. Wenn der Körper nicht gefordert wird, reichen Temperaturen von annähernd 37° aus, um die normalen chemischen Umwandlungsprozesse ablaufen zu lassen. Wenn ein Mensch sportliche Leistungen vollziehen möchte, benötigt er jedoch eine Körpertemperatur von 38,5° bis 39°, damit all seine Systeme (Herzkreislauf, Atmung, Kapseln, Bänder, Sehnen usw.) optimal funktionieren können. 
Erhöhung der Sauerstoffzufuhr
Wenn sich ein Reiter aufwärmt, erhöhen sich Atemzüge und vor allem Atemtiefe. Beide Aspekte sind notwendig, weil der Muskulatur mehr Sauerstoff für den erhöhten Leistungsanspruch zur Verbrennung zugeführt werden muss. Das Aufwärmen muss so gestaltet werden, dass ein Zustand erreicht wird, der mit «steady state» bezeichnet wird. Mit diesem Zustand ist gemeint, dass aufgrund der Bewegungstätigkeiten kein Sauerstoffdefizit entstehen darf, wenn man zu reiten beginnt. Bei jeder Tätigkeit wird dem Körper zunächst Energie entzogen, die dann nach entsprechender Zeitdauer und bei Vollzug von Übungen in individuellem Tempo kompensiert wird. Dieser Zustand sollte durch moderate Bewegungen vor dem Reiten erreicht werden, damit zu Beginn des Reitens alle möglichen Potenziale zur Verfügung stehen. 
Aufwärmen für bessere Koordination
Durch entsprechende Übungen vor dem Reiten wird das Zusammenspiel der Muskulatur (Koordination) des Reiters verbessert, was sich auch positiv auf die Koordination der Hilfen auf dem Pferd auswirkt. Durch die Erhöhung der Körpertemperatur laufen die Nerv-Muskel-Prozesse schneller und gezielter ab, sodass sich der Reiter auf dem Pferd von Beginn harmonisch bewegen kann und sich seine Wahrnehmungsfähigkeit verbessert. Die höhere Bewegungsfähigkeit des Reiters führt zum feineren Wahrnehmen des Pferdes. Daraus resultiert eine präzisere Einwirkung. Je unbeweglicher ein Reiter ist, desto geringer ist seine Wahrnehmungsfähigkeit, also sein Gefühl und seine Gesamtkörperkoordination (Zusammenspiel aller Muskeln).
Diese Koordination ist aber auch von der Vorbereitung des passiven Bewegungssystems abhängig. Damit sind Kapseln, Bänder, Sehnen und Knorpel gemeint, die als mehr reaktive Körperteile auf die Arbeit der Muskeln ebenso ganzkörperlich wirken. Bänder und Sehnen sind nicht so flexibel wie Muskeln und benötigen die Erhöhung der Körpertemperatur noch mehr, um ihre Flexibilität der der Muskeln anzupassen. 
Ausserdem werden durch Steigerung der Körpertemperatur mit Hilfe weicher und fliessender Bewegungen die Gelenke mit Flüssigkeit versorgt, um wie geschmiert zu funktionieren und sich nicht abzunutzen. Diese Prozesse der Flüssigkeitsbildung erreichen erst nach ungefähr 20 Minuten einen optimalen Zustand. Die vier grossen Gelenke (Sprunggelenke, Knie, Hüfte, Schulter) sind dann für die Bewegungsübertragungen durch den ganzen Körper vorbereitet.
Auch Psyche muss eingestimmt werden
Durch ein systematisches Aufwärmen werden psychische Erregungszustände (besonders vor Wettkämpfen) reduziert, sodass die Muskulatur durch die zu erwartenden Aufgaben nicht zu zittern beginnt, sondern sich entspannt und somit gezieltere Bewegungen vollziehen kann. Das Aufwärmen ist also als Ventilfunktion anzusehen und führt somit zusätzlich zu höheren Leistungen.
«Allgemeines Aufwärmen»
Das «Allgemeine Aufwärmen» beansprucht grosse Muskelgruppen des gesamten Körpers, wobei die einzelnen Übungen noch nicht unmittelbaren Bezug zu den spezifischen Reitbewegungen haben. Es sollen möglichst alle Körperteile des Reiters beansprucht werden, um den Organismus insgesamt auf ein höheres Leistungsniveau zu führen. Alle Übungen dieser Art des Aufwärmens müssen hohe Wiederholungszahlen zulassen, um das Herz-Kreislauf-System «hochzufahren» und die Körperkerntemperatur kontinuierlich auf das Optimum zu steigern. Um Übermüdungen zu umgehen, dürfen keine Muskelgruppen nacheinander beansprucht werden. Der Reiter muss dabei stets sein eigenes Tempo wählen, damit er sich nicht überfordert.
Mit langsamen Bewegungen Körpertemperatur erhöhen
Der Reiter sollte seine Körpertemperatur erhöhen, indem er zunächst in unterschiedlichen Formen langsam läuft. Dabei kann er Variationen einbauen, um eine Monotonie zu umgehen und keine Verspannungen in den Beinen zu erzeugen. Er bewegt sich nach wenigen Metern in unterschiedliche Richtungen (vor/zurück/rechts/links), hebt die Knie einmal höher/niedriger an (Skippings) oder «schlägt» die Absätze locker zum Gesäss (Anfersen). Wichtig ist, dass die Bewegungen mit Leichtigkeit und ohne zu hohen Krafteinsatz ausgeführt werden, damit von Beginn an keine Überbelastungen oder Verkürzungen von Muskeln entstehen. Weitere Variationsformen des Laufens wie «Fliegerschule» (beim Laufen werden die Arme unterschiedlich hoch/tief zur Seite wie bei Flugzeugen ausgebreitet) und Seilläufe (die Sprungseile werden wie beim Seilspringen geschlagen und überlaufen) gestalten das Aufwärmen interessanter und variantenreicher.
Wenn sich der Reiter ungefähr 10 Minuten auf diese Art und Weise bewegt hat, ist auch bereits die Bildung der Flüssigkeit in den Gelenken angeregt worden (der Vorgang beginnt nach fünf Minuten bei leicht höheren Bewegungen als normales Gehen). Nun können weitere Formen wie Hüpfen oder leichtes Springen einbezogen werden, weil die Gelenke bereits geschützt werden. Man kann auf einem und beiden Beinen hüpfen, dabei vermehrt die Richtungen wechseln und auch den Hopserlauf mit einbeziehen, um die Ganzkörperkoordination zu aktivieren. 
Während der Hopserläufe sorgen Variationen für höhere Körpertemperaturen und höhere Flexibilität des gesamten Körpers. Der Reiter kann dabei mit beiden Armen gleichzeitig vorwärts/rückwärts kreisen oder auch das Becken gegen die Schultern verwringen. Im weiteren Verlauf können auch Sprungläufe (der Reiter zieht die Laufbewegungen immer länger) vollzogen werden, weil die Gelenke immer mehr durch Flüssigkeitsbildung geschützt werden. 
Des Weiteren kann mit den Füssen experimentiert werden, indem zunächst auf dem Ballen gelaufen wird, dann auf dem ganzen Fuss, mit Abrollen usw. Auch der Rumpf kann dabei flexibel einbezogen werden, indem die Haltung beim Laufen stets verändert wird (Vor-, Rück-, Seitwärtsneigung) (vgl. Meyners 2013). Weitere Anregungen können aus der angegebenen Literatur entnommen werden (Brugger/Schmid 2011, Meyners 2008, Meyners 2013, Oltmanns 2012).
In der nächsten Ausgabe wird es im zweiten Teil um das spezielle Aufwärmen für die Knotenpunkte der Reiterbewegungen gehen, die sich fundamental auf den Sitz und die Einwirkung auswirken.
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