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Text Pascale Marder

Ruhige Minuten gibt es im Leben von Ruedi Keller vom Grosstier Rettungsdienst kaum. Telefonisch koordiniert er gerade einen Refresherkurs für die Rettungssanitäter im Tessin. Kaum aufgelegt, klingelt das Natel schon wieder. An diesem Abend gibt Ruedi einen Workshop zum Thema Tierrettung für
eine regionale Feuerwehrmannschaft. Letzte Details müssen noch geregelt werden.
Nie hat Ruedi sein Natel auf lautlos gestellt, stets ist es in Reichweite. Denn als Pferdesanitäter muss er 24 Stunden am Tag erreichbar sein. Wählt ein Zürcher Pferdebesitzer in Not die Nummer 079 700 70 70, landet er zuerst in der Flughafeneinsatzleitzentrale von Schutz und Rettung. Hat er sein Problem geschildert, baut der Disponent eine Konferenzschaltung mit den sieben Pferdesanitätern des Stützpunktes Embrach auf. Zwei davon müssen in der Lage sein, in spätestens 20 Minuten auf dem Stützpunkt in Embrach zu sein, von wo aus die Rettungsfahrt beginnt. Das ist nicht immer einfach, denn die freiwilligen Samariter gehen – wenn sie nicht gerade Pferde retten – einem anderen Broterwerb nach. Sie arbeiten in der Liegenschaftsverwaltung, als Heizungsmonteur oder im Büro eines Musikgrosshändlers und müssen im Notfall alles stehen und liegen lassen können. Hier sind nicht nur spontane Freiwillige, sondern auch flexible Arbeitgeber gefragt.
Dass es mit den freiwilligen Helfern nicht immer zum besten bestellt ist, beelendet Ruedi zuweilen. Erst kürzlich musste der Stützpunkt in
der Zentralschweiz mangels Personal schliessen. Auch in der Romandie lassen sich zurzeit keine geeigneten vier bis sechs Kandidaten finden, um einen regionalen Stützpunkt zu eröffnen. «Die wichtigsten Eigenschaften für einen Pferdesanitäter sind Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein», meint Ruedi Keller. «Der Rest lässt sich erlernen.» Doch «der Rest» ist keine Bagatelle, müssen die Pferdesanitäter doch über verschiedenste Fähigkeiten verfügen.

Allrounder sind gefragt
Zuerst gilt es, medizinische Kenntnisse zu erwerben. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Zürich werden für die freiwilligen Helfer verschiedene Modulkurse angeboten, dies meist am Wochenende. Wichtig sind jedoch auch die Fahrkünste der Retter, welche dem jeweiligen Patienten angepasst werden müssen. Denn es ist bei Weitem nicht dasselbe, ob man mit dem eigenen Pferd auf ein Turnier fährt oder einen Fahrgast mit starker Kolik hinter sich weiss. Muss der Transport bei einer Fissur langsam und vorsichtig vor sich gehen, drängt die Zeit bei der Kolik. Aber: «Wer schnell fährt, muss auch besonders schön fahren», meint Ruedi – und das will gelernt sein. Zudem muss sich auch ein Schweizer Pferdesamariter an die geltenden Tempolimiten halten und darf beispielsweise auf der Autobahn nicht schneller als 80 km/h fahren. Dies zum grossen Ärger von Ruedi Keller, welcher beim Astra schon lange eine Sondergenehmigung beantragt hat. Denn bei einer schweren Kolik zählt jede Minute. In besonders dringenden Fällen fordert er auch einmal eine Polizeieskorte an, welche ihm den Weg bahnt. Allein, die Polizei hat dem Grosstierrettungsdienst gegenüber keine Verpflichtung und so zahlt Ruedi allfällige Bussen wegen zu schnellen Fahrens weiterhin selbst.
Schliesslich muss der ideale Pferdesanitäter auch handwerklich begabt sein. Steckt ein Pferd fest, gilt es Winden zu montieren oder Hebemöglichkeiten an tragenden Decken anzubringen. Auch Netze oder Luftmatratzen helfen bei der Bergung der Pferde. So nennt denn Ruedi Keller auch Rettungen aus Jauchegruben als eine seiner bevorzugten Tätigkeiten, denn: «Es braucht zwar viel technische Kenntnisse, aber das Pferd ist meistens unverletzt und die Besitzer nach der Rettung überglücklich.» Wurden die unglücklichen Tiere einst von der Feuerwehr einfach mittels Ketten, Gurten und Seilen irgendwie aus ihrer misslichen Lage befreit, entwickelte Ruedi Keller im Lauf der Jahre verschiedene tierfreundliche Hilfsmittel. Dabei kommt dem gelernten Bootsbauer der glückliche Umstand zugute, dass er auf verschiedene Materia-lien aus dem Bootsbau zurückgreifen kann, welche rostfrei, langlebig und dabei trotzdem leicht sind. Nicht von ungefähr sind die Anhänger des Grosstierrettungsdienstes alles Spezialanfertigungen aus Ruedis Hand.

Nicht nur für Pferde
Der gute Ruf, welchen sich der GTRD in den vergangenen Jahren erarbeitet hat, reicht bis ins benachbarte Ausland. Weder in Deutschland noch Frankreich können Pferdebesitzer auf einen ähnlichen Service zurückgreifen, weshalb Ruedi und sein Team bis Köln oder Hannover fliegen, um Tieren in Not zu helfen. Dabei hört die Hilfsbereitschaft nicht bei Pferden oder Stieren auf, nein, auch andere grosse Tiere können auf den GTRD zählen. So zum Beispiel der Elefantenbulle aus dem Basler Zoo, welcher kürzlich einer Stosszahnoperation bedurfte. Fiel er beim ersten Versuch nach der Narkose auf die falsche Seite, rief man beim zweiten Versuch Ruedi mit seinen Spezialtragnetzen zu Hilfe. Der Versuch glückte, der 4,6 Tonnen schwere Yoga schlummerte selig in seinem Tragnetz und konnte erfolgreich operiert werden.
Doch trotz aller Erfolgsmeldungen plagen Ruedi Keller und seinen Grosstierrettungsdienst verschiedene Nöte und Sorgen. Geldsorgen sind allgegenwärtig, kostet ein massgefertigter Anhängerzug doch bis zu 500?000 Franken. Es gilt aber auch ein vordringliches Standortproblem zu lösen, denn das Grundstück an der Schützenhausstrasse in Embrach, auf welchem die Rettungsfahrzeuge bisher stationiert waren, wechselte den Besitzer, die Ambulanzfahrzeuge müssen fort. Die Anforderungen an einen neuen Standort sind hoch, muss er doch für die Sanitäter schnell erreichbar und somit zentral sein, aber dennoch günstig in der Miete. Und schliesslich ist da auch noch ein Nachwuchsproblem. Mit 130 Einsätzen im ersten Halbjahr 2013 waren die Pferdesanitäter fast täglich im Einsatz. Rund um die Uhr erreichbar zu sein, Freiwilligenarbeit zu leisten, sich für hilfsbedürftige Tiere einzusetzen, solche Tugenden legen heute nur noch wenige Mitmenschen an den Tag, beobachtet Ruedi Keller. Und schon klingelt wieder das Telefon, der Disponent von Schutz und Rettung sucht unter den sieben Aufrechten wieder zwei Freiwillige, welche ein schwer verletztes Pferd von seiner Weide ins Tierspital bringen können.                  

Mehr Infos unter:
www.gtrd.ch oder www.eta-glob.ch 

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