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Jede Quizsendung lebt davon: Wer was weiss, drückt den Buzzer. Im Klartext bedeutet dies: Fragestellung erkennen, Antwort finden und Wissen schnell umsetzen. So will man das auch  in der Pferdeausbildung. Wissenschaftlich untersucht, wie lernfähig Pferde sind, hat Dr. Vivan Gabor. Der Star unter den Shetlandponys beim täglichen Quiz im Göttinger Tierzuchtinstitut ist Moritz. Er kann unterscheiden, ob ihm vier oder fünf verschiedene abstrakte Symbole auf einem Bildschirm gezeigt werden. Wenn er erkannt hat, wie viele Kreise oder Kreuze auf dem Bildschirm oben in der Mitte gezeigt werden, drückt er mit dem Maul auf den entsprechenden Buzzer. Den roten Drückknopf auf der linken Seite neben dem PC benutzt Moritz, wenn er zum Beispiel drei Symbole erkannt hat, den Buzzer rechts verbindet er mit der Anzahl vier. Moritz ist schlau. Fast immer drückt er den richtigen Buzzer. Als Belohnung bekommt Moritz ein paar Kraftfutterpellets. Seine Betreuerin ist stolz auf «ihre» Ponys, nicht zuletzt, weil sie mit ihren wissenschaftlichen Studien beweisen konnte, dass Pferde mehr im Kopf haben, als nur ans Fressen zu denken.

Für höhere Lernformen befähigt
Pferde verfügen über die Fähigkeit zu höheren Formen des Lernens. Damit stellen sie die Wissenschaft wieder einmal auf den Kopf. Denn als vor fast 100 Jahren der Schulmeister und Mathematiklehrer Wilhelm von Osten seinem Orlow-Traber Hans das Rechnen beibrachte, verblüffte er Publikum und Wissenschaftler gleichermassen. Letztere gingen bis dato davon aus, dass Pferde eher dumm seien. Es stellte sich jedoch heraus, dass Hans durch seinen Pferdebesitzer einseitig beeinflusst wurde und dadurch nur vermeintlich «rechnen» konnte. Hansens Klugheit bekam einen negativen Touch. Denn bis heute wird in der Sozialforschung die Beeinflussung von Befragten durch den Interviewer als «Kluger-Hans-Effekt» bezeichnet. Shetty Moritz allerdings rückt Hansens Lernfähigkeiten heute wieder ins rechte Licht.
Wissenschaftlerin Dr. Uta König von Borstel sieht als Grundvoraussetzung fürs Lernen die Motivation. Die baut auf einer konsequenten und zeitlich eng aufeinanderfolgenden Verknüpfung von Reiz und Reaktion auf. Im Klartext und in Reitersprache: Nur wenn die nachgebende Zügelhilfe jedes Mal bei korrekter Ausführung der gewünschten Reaktion gegeben wird und nur wenn sie unmittelbar nach Beginn der korrekten Reaktion gegeben wird, kann das Pferd erfolgreich eine Verknüpfung zwischen der ganzen Parade und dem Durchparieren zum Halten und dem Nachlassen des Zügeldrucks erstellen.
«Die Motivation ist das A und O in der Pferdeausbildung», bestätigt auch die Praktikerin Helen Langehanenberg die Wissenschaft. Die Dressur-weltmeisterin weiss, wovon sie spricht. Ihr Pony Flummi, das sie als Zehn-jährige bekam, war eigentlich zum Indianerspielen, Liebhaben und Putzen angeschafft worden. «Doch es sollte sich anders entwickeln», erzählt
die junge Frau. «Sowohl Flummi als auch ich hatten schon damals einen gewissen Ehrgeiz, und so kämpften wir uns in mühevoller Kleinarbeit bis zur Klasse L hinauf. Im Laufe der Jahre schafften wir es bis zur westfälischen und deutschen Meisterschaft.» Motivation auf beiden Seiten führte in diesem Fall zu Höchstleistungen. Ihr heutiger Star im Stall, Damon Hill, ist ein weiterer Beweis, zu welchen Höhen Pferd und Reiter fähig sind, wenn Motivation und Vermögen vorhanden sind.

Lernmethode in der Ausbildung
Bei dem unter dem wissenschaftlichen Begriff bekannten assoziativen Lernen verlinkt man einen eigentlich neutralen Reiz mit einer Verhaltensweise. Im positiven Sinn nutzt man diese Lernmethode in der Pferdeausbildung, indem man Stimm- und Gewichtshilfen mit Zügelhilfen verbindet, so ass das junge Pferd lernt, auf eine ganze Parade hin und das Wort «Halt» stehen zu bleiben. Nach einer Zeit bleibt das Pferd allein schon auf «Halt» stehen.
Es geht aber auch andersherum. «Vielleicht haben Sie es ja in Ihrem eigenen Stall auch schon einmal erlebt: Da spielt das Pferd am Boxentürhebel herum und irgendwann geht der auf, das Pferd läuft aus der Box», beschreibt Uta König von Borstel plakativ, was sich aus «Versuch und Irrtum» so alles entwickeln kann. Diese Art des Lernens nennt man operante Konditionierung: Zuerst kommt das Verhalten, dann der Reiz – Riegel zurückschieben und Freiheit geniessen.

Positive Verstärkung über Belohnung
Lernen kann mit einer positiven Verstärkung einhergehen, in der Praxis einfach Belohnung genannt. Auf das Wort «Halt» bleibt das Pferd stehen und bekommt eine Belohnung, ein Stück Apfel, ein Leckerli. Ganz klar handelt es sich hier um eine positive Verstärkung eines Verhaltensmusters, das gewünscht ist.
Die positive Verstärkung mit Hilfe von Leckerlis hat Grenzen. «Daher arbeite ich viel mit Stimme und posi-tiver Körpersprache und motiviere meine Trainingspartner so immer wieder», erklärte Helen Langehanenberg in ihrem Göttinger Vortrag. «Denn stellen Sie sich vor, wie sie einem Pferd ein Leckerli geben wollen, wenn es gerade wunschgemäss die fliegenden Galoppwechsel bestens absolviert hat», schildert sie, wenn Belohnung nicht mehr über Leckerlis erfolgen kann.
Zu hinterfragen ist für Langehanenberg auch die pauschale Belohnung. Dass ein Pferd am Ende der Reitstunde mit dem Apfel belohnt wird, ist an der Tagesordnung. Zu diesem Zeitpunkt wissen die Pferde aber schon längst nicht mehr, ob und was es am Beginn der Reitstunden so Lobenswertes gemacht habe, dass sie nun mit einem Apfel belohnt werden. Belohnung muss immer in direkter Verbindung mit dem gerade eben gezeigten Verhalten stehen. Aufgeschoben ist hier wie aufgehoben, bringt also nichts mehr.
Neben der positiven Verstärkung spricht die Wissenschaft auch von einer negativen Verstärkung. Auch diese kennt jeder Reiter aus der täglichen Praxis: Auf den immer wieder eingesetzten Schenkeldruck hin wird das junge Pferd eines Tages antraben. Das Pferd lernt, wenn der Schenkeldruck kommt und es antrabt, lässt der Druck nach und «mein Normalzustand» ist wieder da. Die meisten reiterlichen Hilfen, vom Zügel über das Gewicht bis hin zu den Schenkeln, leben von der negativen Verstärkung. Dabei muss der Druck nicht schmerzhaft oder gar unangenehm sein, wenn das Pferd mit Hilfe der klassischen Konditionierung gelernt hat, schon auf minimale Reize zu reagieren.
Bestrafung geht aber auch andersherum. «Ich kraule mein Pferd. Aus Dankbarkeit fängt nun mein Pferd an, mich zu beknabbern», beschreibt König von Borstel die Situation. In diesen Fällen wirkt es Wunder, wenn der Mensch daraufhin das Kraulen einstellt. Wissenschaftlich nennt man das negative Bestrafung. Man nimmt dem Pferd also etwas weg, was es gern hat.
Vor jeder Bestrafung, gab Langehanenberg jedoch zu bedenken, sollte man sich daran erinnern, jedem Tier auch einen Fehler zuzugestehen. Am besten habe sich bewährt, ein junges, unerfahrenes Pferd mit einem guten Reiter und ein gut ausgebildetes Pferd mit einem junger Reiter zu kombinieren, damit jeweils der eine vom anderen Lernen könne, ohne dass Missverständnisse und Bestrafungen nötig seien. Vertrauen zu schaffen, bringe Harmonie auf beiden Seiten.
Wie man einem Pferd etwas «beibringt», ist eine Wissenschaft für sich. Oft wird ein Pferd jedoch einfach intuitiv richtig vom Menschen ausgebildet und behandelt. Wissenschaftlich vorgebildet sind die wenigsten. Sicher unterscheiden sich erfolgreiche von weniger erfolgreichen Trainern aber darin, dass sie das Verhalten ihrer Vierbeiner richtig einschätzen können. Kleine, behutsame Schritte sind nötig, um Stress zu vermeiden und zu einem maximalen Lernerfolg zu gelangen. «Die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter sollte Harmonie und Leichtigkeit ausstrahlen. Feinfühlige Reiterhilfen beweisen dies.» Mit dieser Aufforderung an alle Reiter rief Uta König von Borstel in Erinnerung, welche Hilfen wichtig sind.

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