Wie der CSI Zürich heute mitteilt, haben die Verantwortlichen beschlossen, das Springturnier im Hallenstadion nach der 30. Austragung vom 26. bis 28. Januar 2018 nicht mehr weiterzuführen. «Schlechtere Rahmenbedingungen für Veranstalter von Springreitturnieren und die immer stärker ins Gewicht fallenden limitierenden Infrastrukturmöglichkeiten in Zürich sind die Hauptgründe, die zu diesem Entscheid führten», heisst es in der Mitteilung. Detailliert wollen die Veranstalter am Freitag informieren. Die Mitteilung kommt nicht überraschend, war doch hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass im gegenwärtigen Umfeld weitere Investitionen in das Turnier hinterfragt würden. Allein die Anschaffung eines neuen Bodens hätte gegen eine halbe Million Franken gekostet.
Nach drei Jahrzehnten kann der CSI Zürich eigentlich nicht anders, als einen Schlussstrich hinter seine Erfolgsgeschichte zu ziehen. Denn so schön wie es in all den vergangenen Jahren war, wird es mit Bestimmtheit nie mehr werden. Dafür gibt es eine Vielzahl handfester Hinweise. Sie reichen von Grundsatzfragen zum Tierschutz bis hin zu wirtschaftlichen Überlegungen. Das sind die verschlechterten Rahmenbedingungen, von denen die CSI-Macher selber sprechen.
Nehmen wir den Tierschutz: Der in die Öffentlichkeit getragene Hauskrach im Stall von Paul Estermann schadet dem Pferdesport enorm. Wie bei jeder Verletzung des Tierwohls ist der Aufschrei riesig, eine nüchterne und faktenbezogene Aufarbeitung der Vorkommnisse fast unmöglich. Ermittlungsbehörden sind vor eine schwierige Aufgabe gestellt, weil sich zur komplexen Sachlage öffentlicher und politischer Druck gesellt. Das zeigt ja auch der fatale Zwischenfall am White Turf in St. Moritz. Der führte in Bundesbern zu einer Interpellation im Nationalrat zu Tierschutzmassnahmen im Pferdesport.
Der Bundesrat muss sich nun mit der Frage befassen, ob die aktuellen Vorschriften genügen, um tierschutzkonformen Pferdesport sicherzustellen. Hätte Bundesrat Guy Parmelin dies voraussehen können, hätte er im Januar als Ehrengast des CSI genauer hingeschaut. Womöglich aber hätte der Verteidigungs- und Sportminister die Einladung nach Zürich erst gar nicht angenommen. Bundesräte haben grundsätzlich ja auch Wichtigeres zu tun als Ehrenpreise zu vergeben und sich dabei um das Wohlergehen eines einzelnen Pferdes zu kümmern.
Dass es soweit kommt, zeigt die Unfähigkeit der Branche, sich selber zu regeln. Das schadet dem Ansehen, stösst Zuschauer und Sponsoren ab, macht ein wirtschaftlich ohnehin schon schwieriges Umfeld noch viel anspruchsvoller. Wie hatte doch Reto Caviezel, einer der Co-Präsidenten des CSI Zürichs, bereits 2016 gesagt: «In den nächsten drei bis fünf Jahren gibt es eine massive Flurbereinigung.» Der Markt ist wegen den (zu) vielen Veranstaltungen längst übersättigt.
Statt Veranstalter zu schützen, fördert die FEI die unkontrollierte Expansion. Im Tennis ist die Zahl der Turniere limitiert, ein Neuling kommt nur ins Spiel, wenn er das Veranstaltungsrecht einem abtretenden Organisator abkauft. Im Pferdesport bleibt einem Veranstalter als «Return on Investment» letztlich einzig die Erinnerung. Vor diesem Hintergrund nur logisch, wenn er zum Aufhören einen Zeitpunkt wählt, bei dem zumindest die Erinnerungen noch überwiegend schön und positiv sind.
So bleibt nur eins: Wir sagen danke; vielen herzlichen Dank dem CSI. Was das Springturnier erst auf der Offenen Rennbahn und dann im Hallenstadion erreicht und geboten hat, verdient höchste Anerkennung. Ist der finale Sprung genommen, das letzte Stechen absolviert: Der CSI Zürich bleibt auch für uns in bester Erinnerung. Es mag zwar schmerzen, dass es internationalen Springsport in der Stadt Zürich nach so vielen Jahren ab 2018 nicht mehr gibt. Es ist aber angesichts der verschlechterten Rahmenbedingungen absolut verständlich.
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