Ehning und Pret à Tout – die Stars in Aachen

Was Marcus Ehning mit Pret à Tout im Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen 2018 gezeigt hat, war nicht nur der Ritt zum Sieg. Es war eine Demonstration schönen Springreitens und Werbung für den Pferdesport. Unter den 40 Paaren auf der Starterliste für den Rolex Grand Prix 2018 schafften die beiden Schweizer Steve Guerdat mit Bianca und Werner Muff mit Daimler fehlrfrei die Zulasssung in den zweiten Umlauf, Paul Estermann mit Lord Pepsi muss einen Abwurf hinnehmen und schied aus der engsten Entscheidung aus. Während Guerdat wiederum fehlerfrei blieb, musste Muff mit Daimler gleich drei Abwürfe in Kauf nehmen. Fünf waren es dann noch im Stechen. Ausser Ehning, dessen bislang einziger Sieg im Grossen Preis von Aachen zwölf Jahre her ist, noch der Ire Darragh Kenny auf Babalou, der Brasilianer Pedro Veniss auf Quabri de L’Isle, Olympiasieger Steve Guerdat mit Bianca und die Vorjahres-Zweite Luciana Diniz auf ihrer Superstute Fit For Fun. Pedro Veniss und Quabri de L’Isle waren nach ihrem Sieg im Rolex Major von Genf 2016 als Anwärter auf den Rolex Grand Slam zum CHIO Aachen 2018 gereist. Die Chance, den Grand Slam erneut in Angriff zu nehmen, sollte gelingen – fehlerfrei in 41,62 Sekunden. Eine Zeit, die zu schlagen sein würde? Die Antwort gaben rund eine Minute später Marcus Ehning und Pret à Tout. Wie an der Schnur gezogen cruisten Ehning und der 15-jährige Selle Français-Wallach Pret à Tout über den Stechparcours – eben Ehning-Style: Unaufgeregt, einfach zügiges Galoppieren auf den kürzesten Wegen. Bei 38,34 Sekunden stoppte die Uhr. Aber noch war nichts entschieden, denn Steve Guerdat ist schliesslich nicht gerade bekannt dafür, auf Sicherheit zu reiten. Doch schon am dritten Oxer bekam die Stute eine Stange zwischen die Beine. Dann Luciana Diniz und Fit For Fun. Es gehört zum Ritual der beiden, dass sie im Schritt am hingegebenen Zügel zum Start reiten. Ein letzter Moment der Stille, der Konzentration. Im vergangenen Jahr waren sie schon Zweite. Nun wollte es die GP-Gewinnern von St. Gallen wissen. Luciana Diniz: «Ich habe Marcus reiten sehen und mir vorgenommen, so mache ich es auch.» Das klappte bedingt. Die Stangen blieben liegen. Aber an die Zeit von Pret à Tout kam Diniz‘ kleines Springwunder Fit for Fun nicht heran: 40,96 Sekunden. Diniz trug es mit Fassung: «Ich bin sehr glücklich über Platz zwei. Und es gibt mir Motivation, es weiter zu versuchen.»??Und Marcus Ehning? Ansonsten ist er eben ein echter Horseman: «Mein Dank gilt in erster Linie meinem Pferd. Er hat einen unglaublich guten Charakter und kennt seinen Job!» Üblicherweise bedanken die erfolgreichen Sportler sich dann auch noch beim Sponsor, dank dem Marcus Ehning heute 330’000 Euro mit nach Hause nimmt. Er tat das auch, gab aber zu: «Da bin ich zwiegespalten. Auf der einen Seite bin ich Rolex sehr dankbar, dass sie das hier ermöglichen. Auf der anderen Seite fallen die Stangen an den Rolex-Hindernissen einfach viel zu leicht!» Zu den ersten Gratulanten hinter der Tribüne gehörte natürlich auch Pre à Tout-Mitbesitzerin Ruth Krech aus Frauenfeld, die schon vor Jahren gegenüber dem Kavallo meinte: «Mit Marcus Ehning habe ich für Pret à Tout den besten Reiter gefunden.» Freilich, das hatte er schon am Donnerstag als Schlussreiter im Nationenpreis gezeigt, denn nur ein fehlerfreier Ritt konnte den  dritten Sieg de suite im Aachener Nationenpreis für Deutschland bringen. Und genau so war das Paar zum Star in der Soers avanciert wie am Sonntag im Rolex Grand Slam.