Der Kampf um den Sieg in der anspruchsvollen internationalen 4*-Vielseitigkeit in Avenches entschied sich erst beim allerletzten Hindernis des letzten Teilnehmers im abschliessenden Springen. Im drittletzten Ritt vergab sich der sechsfache Schweizermeister Felix Vogg mit Colero durch drei Abwürfe die Siegchancen. Im zweitletzten Ritt sicherte sich Robin Godel mit Grandeur de Lully mit nur 2.4 Zeitstrafpunkten den Schweizermeistertitel. Und im allerletzten Ritt konnte sich der nach dem Gelände führende Franzose Maxime Livio, der bereits die kurze Dreisternprüfung gewonnen hatte, sogar einen Abwurf leisten, um mit seinem im Gelände sehr beeindruckend galoppierenden 11-jährigen Wallach Api du Libaire an der Spitze zu bleiben. Hinter Silbermedaillengewinner Felix Vogg ritt die stilistisch brillant reitende Nadja Minder mit dem von Nicole Basieux zur Verfügung gestellten ‚Schöggeli‘, wie der 14-jährige Schweizer Wallach Toblerone genannt wird, als Dritte aufs Podest der Schweizer Meisterschaft Elite. Nadja Minder gewann mit Aquila B zudem die in die kurze Dreisternprüfung integrierte Schweizermeisterschaft der Jungen Reiter. Felix Vogg ritt auch seine überragend galoppierende Stute Cartania schnell und fehlerfrei ins Ziel der Vierstern und platzierte seine zweite Tokio-Kandidatin ebenfalls in den Top Ten der Schlussrangliste.

Die vom erfahrenen Course-Designer Peter Hasenböhler im Innenraum und unter Benutzung der grossen IENA-Grasrennbahn aufgebauten Geländekurse klassierten stärker, als viele Teilnehmer beim ersten Ablaufen dachten. Vor allem die Zeit wurde bei den stark drehenden Kursen zu einem entscheidenden Faktor. In der Vierstern und in der langen Dreistern schaffte es nur der nachmalige Viersternsieger Maxime Livio, in der erlaubten Zeit ins Ziel zu kommen, in der kurzen Dreistern gelang es immerhin vier Paaren, darunter Nadja Minder mit Aquila. Nach den starken Regenfällen in den Vortagen forderte auch der an gewissen Stellen etwas weichere Boden seinen Tribut. Doch auch die verlangten technischen Aufgaben waren durchaus stufengerecht und führten zu einer klaren Selektion, was durchaus dem Sinn dieses Sports entspricht, der primär im Gelände und erst sekundär im Parcours und im Viereck entschieden werden sollte. Pièce de résistance war in der Vierstern der Aussprung aus dem Wasser über ein umgedrehtes Boot. Bei dieser Kombination war eine kluge Linienwahl und blitzschnelles Reagieren je nach Landung nach dem optisch anspruchsvollen Wassereinsprung gefragt.
Die ganze Veranstaltung war auch ein – gut gelungener! – Test für die vom 23.-26. September gleichenorts stattfindenden Europameisterschaften der Elite. Das OK unter der Führung von IENA-Chef Jean-Pierre Kratzer, Equipe-Chef und Masterclass-Veranstalter Dominik Burger und Radolfzell-Organisatorin Danièle Vogg funktionierte ausgezeichnet. Das Engagement der Auswertungsprofis von rechenstelle.de und das über Facebook/Youtube (IENA und Swiss Eventing Club) auch imNachhinein noch greifbare Livestreaming des Geländestages mit dem brillanten und hochkompetenten englischsprachigen Speaker Ed Holloway zusammen mit Alban Poudret, dem besten Szenekenner aus der Romandie, Sportchef des CSI Genf und Chefredaktor des Cavalier Romand, trösteten etwas darüber hinweg, dass der Anlass ohne Zuschauer durchgeführt werden musste. Zu den Europameisterschaften in drei Monaten sind aber Zuschauer aus ganz Europa erwünscht und erhofft.
Mit Spannung erwarten die Schweizer CC-Fans nun die Entscheidung, wer aus der Olympialonglist definitiv ins Aufgebot an die Olympischen Spiele von Tokio gelangt.
(Text Christoph Meier)
Auf dem Bild der Franzose Maxime Livio, der bereits die kurze Dreisternprüfung gewonnen hatte. Er konnte sich sogar einen Abwurf leisten, um mit seinem im Gelände sehr beeindruckend galoppierenden 11-jährigen Wallach Api du Libaire an der Spitze zu bleiben. (Bild: Sibylle Schmid)
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