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Sand oder Gras? In Bezug auf die beste Unterlage für die Arbeit mit dem Pferd ist das die falsche Frage. Es braucht den Blick unter den Teppich, der in Form von Sand- oder Rasenplätzen den Vierbeinern ausgelegt wird. Deshalb hat auch Lars Roepstorff in einer Diskussionsrunde am Sports Forum der Fédération Equestre Internationale (FEI) in Lausanne Ende April nicht vom besten Boden gesprochen. Für den schwedischen Professor sind vielmehr spezifische Faktoren relevant, die beim Auffussen, Belasten und Abstossen des Pferdes erfüllt sein müssen, um diesem in Bezug auf die körperliche Beanspruchung optimale Bedingungen zu bieten. Ob der Boden dabei aus Sand, Gras oder einem synthetischen Material sei, spiele keine Rolle. Einmal abgesehen davon, dass ein (synthetischer) Sandboden selbst bei widrigen Bedingungen im Unterhalt «berechenbarer» ist als ein herkömmlicher Rasenplatz.
In einem internationalen Netzwerk führt Roepstorff Studien zur Interaktion von Pferdehuf und Boden durch. Auch das sportmedizinische Leistungszentrum für Pferde der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich ist an den Untersuchungen beteiligt, die eines ganz deutlich zeigen: In der heiklen Gratwanderung zwischen Leistung und Gesundheit ist der Boden von zentraler Bedeutung. Er kann angesichts enormer Kräfte die Performance des Pferdes massgeblich beeinflussen, aber auch ursächlich für Verletzungen sein. Denn mit fast einer Tonne, dem doppelten des Körpergewichts, wird das Vorderbein eines Pferdes allein schon bei der Landung nach einem nur 1,3 Meter hohen Hindernis belastet. Im Springsport auf höchstem Niveau haben Pferd und Reiter aber Hindernisse von bis zu 1,6 Metern Höhe zu überwinden.

Drei zentrale Eigenschaften
Aus biomechanischer Sicht sind deshalb drei Eigenschaften besonders wichtig, damit ein Boden dem Pferd die bestmögliche Leistung erlaubt, gleichzeitig aber auch das Verletzungsrisiko minimiert.
Elastisch: Beim Auffussen des Pferdes erlaubt die Elastizität des Bodens dem Huf in der Tretschicht (oberste Schicht, rund 15 cm dick) leicht einzusinken und nach vorne zu gleiten. Das absorbiert einen Teil der Kräfte, die auf den Huf und das Bein wirken, in dem die Knochen beim Herabsinken des Pferdekörpers wie bei einem Auffahrunfall mit mehreren Wagen nacheinander aufeinanderprallen. Wird das Bein sodann in der nächsten Phase der Bewegung voll belastet, müssen die Bänder und Sehnen weniger Gewicht auffangen, wenn der Boden bis weit in die Tragschicht (untere Schicht, rund 30 cm dick und wasserdurchlässig) hinunter einen Teil der Kräfte aufnehmen kann.
Griffig: Beim Abstossen muss die Tretschicht dem Huf genügend Griffigkeit und Halt bieten, zumal sich das Pferd nicht einzig in einer geraden Linie bewegt. Auch hier wirken grosse Kräfte auf die Bänder und ein Teil der Energie kommt zurück aus dem Boden, vergleichbar einem Sprung auf dem Trampolin. Bei modernen Böden aus Sand oder einem synthetischen Mix stellt sich die Frage, wie wünschenswert dieser Effekt überhaupt sein soll.
Gleichmässig: Für die Minimierung des Verletzungsrisikos entscheidend ist, dass der Boden überall die gleichen Eigenschaften aufweist. Gleichmässigkeit ist gefordert, ein Platz sollte also nicht an einem Ort fest (hart) und am anderen weich (tief) sein, nicht hier eben und dort uneben.
Roepstorff wies freilich ebenso darauf hin, dass diese Eigenschaften einzig einen Durchschnittswert darstellen und nicht auf jedes einzelne Pferd hin optimiert sind. Im komplexen Wechselspiel zwischen Leistung und Gesundheit gibt es ja auch eine Vielzahl weiterer Faktoren, die von aussen darauf einwirken:  die Fütterung, der Hufbeschlag, das Training, die Art und Weise, wie das Pferd geritten und gefordert wird, dessen körperliche Verfassung. Diesbezügliche Defizite vermag selbst der beste Boden nicht zu kompensieren.
Das erwähnte auch Ludger Beerbaum in der Lausanner Runde: «Es kommt primär darauf an, wie wir mit dem Pferd umgehen», sagte der vierfache Olympiasieger im Springreiten und legte den Fokus vor allem auf die Bodenbeschaffenheit der Plätze in den Reitställen. Es sei einfach, an Turnieren beste Bedingungen zu verlangen, bei sich zu Hause aber in tiefem Morast zu reiten. Die meiste Zeit würden die Pferde zu Hause trainiert und bewegt, also müssten primär dort die Plätze über die gewünschten Eigenschaften verfügen. Das freilich erfordert nicht nur bei der Erstellung eines Reitplatzes grossen (finanziellen) Aufwand, sondern verlangt auch regelmässige Pflege. Ein Punkt, der in der Expertenrunde wiederholt erwähnt wurde: die zeitliche Konsistenz. Ein Boden bleibt nur so gut, wie seine Pflege ist.
Aus Beerbaums Worten liess sich schliessen, dass diese Einsicht in Reiterkreisen noch nicht überall angekommen ist. Insofern erstaunlich, als die Wissenschaft im Grunde genommen ja nur allgemein bekannte Erkenntnisse bestätigt. Die FEI beispielsweise befragte im letzten Jahr 350 Springreiter zu den Gegebenheiten von Abreit- und Springplätzen an zehn Turnieren der 4- und 5-Sterne-Kategorie. So kamen 600 subjektive Datensätze zusammen, die sodann mit den objektiv erhobenen Daten der Studie zu den «Equine Surfaces» verglichen wurden. Grosse Abweichungen gab es dabei kaum. Die Reiter also spüren, was ein guter Boden ist. Roep-storff erwähnte ja auch, dass er den besten Grasboden im Stall eines Schweizer Springreiters angetroffen habe. Dessen Namen aber wollte er nicht nennen. Dafür wies der Schwede auf eine Tendenz hin, die ihn beunruhige: das Aufkommen von Turnieren an temporären Austragungsorten. Er hat festgestellt, dass mobile Böden, die Jahr für Jahr für einen Anlass neu ausgelegt werden, im Vergleich mit permanenten Unterlagen schlechtere Werte erzielen, zumal sie teils unter dem Richtwert von 15 Zentimertern ausgelegt sind.
Auch scheint sich der Mix aus Sand und synthetischen Materialien, von dem es eine Vielzahl an Variationen und Anbietern gibt, doch nicht so zu bewähren wie erhofft. Bei einem Aufenthalt in den USA stellte Michael Weishaupt, der Leiter des Zürcher sportmedizinischen Leistungszentrums für Pferde, im Frühjahr fest, dass diverse Rennbahnen wieder zum althergebrachten Sand zurückkehren. Von diesem war man einst weggekommen, weil er nachweislich zu zahlreichen fatalen Verletzungen geführt hatte. Anfänglich sei die Verletzungsrate dank den erwünschten Eigenschaften tatsächlich zurückgegangen. «Jetzt aber stellen meine Kolleginnen und Kollegen wieder vermehrt Verletzungen fest. Denn die mechanische Beanspruchung zerreibt die Partikel zu feinem Staub, dieser sedimentiert und wird zusammen mit Wasser wie zu Beton.» Ein Problem, das man zumindest im Schweizer Pferderennsport nicht kennt. Hier wird auf Gras gelaufen und die Grasbahn im Aarauer Schachen hat Weishaupt zusammen mit Roepstorff analysiert. «Die Bahn hat sehr gut abgeschnitten, vor allem die Wiederholungsmessungen an der gleichen Stelle haben gezeigt, dass der natürliche Untergrund ideal aufgebaut ist.»

Der CSIO Schweiz bleibt beim Gras
«Der Aufbau und der Unterhalt eines Platzes machen die Qualität aus», sagt auch Nayla Stössel. Die OK-Präsidentin des CSIO Schweiz weiss, dass das St. Galler Turnier auf einer guten Basis steht, auch wenn es 2013 wegen ungewöhnlich heftiger Regenfälle hatte abgesagt werden müssen. «Der jährliche Unterhalt des Rasenspielfeldes beläuft sich bei uns auf rund 60?000 Franken», ergänzt Stössel zum Rasen im Gründenmoos, wo neben dem CSIO Schweiz auch Breitensportanlässe stattfinden und Fussball gespielt wird. Auf diese interdisziplinäre Nutzung ist die Pflege ausgelegt, die weit über das Rasenmähen hinausgeht. Sie reicht von der Einbringung von speziellem Sand über das Vertikutieren (Anritzen der Grasnarbe) und Belüften bis hin zur Tiefenlockerung. Über eine Million Franken wurde in der Vergangenheit zudem in spezifische Verbesserungen des Untergrundes investiert.
«Für Gras als Untergrund im Spring-sport spricht dessen Natürlichkeit. Wir bleiben beim Rasenplatz, weil er in St. Gallen Tradition hat und weil wir ihn für die Ansprüche des modernen Reitsportes präparieren», beantwortet Stössel die Frage nach Sand oder Gras. Und sollte diese Präparation einmal zu teuer werden, könnte der CSIO Schweiz ja auf einen Vorschlag zurückgreifen, den Ludger Beerbaum am Sports Forum machte: «Ich bin dafür, dass die Veranstalter zulasten des Preisgeldes für Pferdebesitzer und Reiter 5 bis 10 Prozent für bessere Trainings- und Springplätze einsetzen.» Am CSIO Schweiz kämen so immerhin 37’500 bis 75’000 Franken zusammen.       

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