Für den Springsport gezüchtet, als Voltigepferd gekauft und im Dressursport erfolgreich. Und selbst diese drei Disziplinen bilden nur einen Teil dessen, wofür Fergus heute zu haben ist. Seit mehr als der Hälfte meines Lebens sind wir ein Team und ich würde ihn als das «Pferd meines Lebens» bezeichnen.
Unkoordiniert, ungestüm und riesengross waren die passendsten Adjektive, welche auf Fergus zutrafen, als ihn der Züchter Philipp Monard vor 13 Jahren bei uns auslud. Nicht nur wir waren mit seinem Stockmass von 187 Zentimetern und seinen 730 Kilogramm etwas überfordert. Auch Fergus hatte Mühe, seine langen Beine zu sortieren. Er war damals sechs Jahre jung und den Gelenken zuliebe erst ein halbes Jahr unter dem Sattel. Nebst seinen körperlichen Übermassen kam da noch sein eigener Wille hinzu, der ebenfalls sehr ausgeprägt war und längst nicht immer mit dem unsrigen einherging. «Der ungeschliffene Diamant», wie er einst von einem Fachmann bezeichnet wurde, lud zu Beginn fast wöchentlich einen Reiter ab. Viel Arbeit stand bevor. Doch der Diamant fing schon bald zu glänzen an.
In der Voltige zeigte sich Fergus ab dem ersten Tag von seiner besten Seite und dies war schliesslich auch der Grund, dass ihn meine Mutter nicht umgehend wieder zurückgegeben hatte. Damals war ich zwölf Jahre alt und stürmte ständig, vermehrt auf «Güs» reiten zu dürfen als lediglich an der Longe oder beim Voltigieren. Selbstverständlich war mir diese Leichtsinnigkeit nicht bewusst, denn mit meinen 30 Kilogramm hatte ich nur mässigen Einfluss. Stolzerfüllt absolvierte ich mit ihm das Brevet und zwei Jahre später die Dressurlizenz. Schon bald darauf wurden wir ins nationale Nachwuchskader «Jufö» aufgenommen und trainierten bei Steffy Kuriger. Fergus war sehr bemüht und lernfreudig.
Güs bewies stets seine Vielseitigkeit. In einem Sommer überquerten wir Engadiner Berge, während wir in der Folgewoche bereits wieder in einer M-Dressur mitmischten. Auch im Voltigesport wusste man Fergus als Spitzenpferd zu schätzen. Letztes Jahr durfte ich ihn am CVI Bern für das Team aus Argentinien longieren und auch die Gruppe Harlekin holte sich auf seinem Rücken Silber an der Schweizermeisterschaft. Nun ist er 18 Jahre alt und nicht mehr genügend elastisch, um im grossen Sport mitzumischen. So haben wir uns dieses Jahr für den OKV-Patrouillenrittfinal qualifiziert. Mit Fergus du Maley habe ich sämtliche Ausbildungen vom Brevet bis zum Vereinstrainer durchlaufen und in ihm meinen besten Freund gefunden. Auch wenn ich die Fluglinie von seinem Rücken in jede erdenkliche Himmelsrichtung kenne, was er von Beginn weg nie abschütteln konnte, war mein Herz – und es hat sich gelohnt!
MEIN CH – meine Freude, …
… damit schlägt der KAVALLO eine neue Seite auf, die im Heft 8/2017 ihren Auftakt hatte. In jeder Ausgabe möchten wir ein CH-Pferd vorstellen, das seiner Besitzerin, Reiterin oder Fahrerin besondere Freude bereitet und verdient, mit Bild und Text vorgestellt zu werden. Der Zuchtverband CH-Sportpferde unterstützt diese Idee und stiftet für jeden Beitrag entweder ein ZVCH-T-Shirt, -Gilet oder -Taschenmesser.
Artikel mit Umfang von ca. 2500 Anschlägen und Bilder sind einzusenden an: Redaktion Kavallo, Unter Ifang 1, 8444 Henggart, redaktion@kavallo.ch.
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