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Wissenschaftlich abgestützte Forschung rund ums Pferd hatte lange Zeit ein Schattendasein. Wer wollte sich schon um die 1 PS kümmern, wenn die Welt von den Viel-PS beherrscht wurde! Doch heute wird über Pferde intensiv geforscht, für kontinuierlichen Wissentransfer sorgt in Avenches die Tagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz, die in ihrer achten Auflage bei neuem Besucherrekord mit 13 mündlichen Präsentationen und 28 Postern aufwartete. 
Blick zurück in die Zukunft
Mit erstaunlichen Erkenntnissen aus ihren Untersuchungen zum Lernverhalten der Pferde wartete Konstanze Krüger, Professorin für Pferdehaltung an der Hochschule Nürtingen, auf. Sie konnte den fasziniert zuhörenden -Besuchern darlegen, dass Pferde von Artgenossen lernen, wie sich eine Futterkiste öffnen lässt. Doch nicht alle lernen gleich einfach: junge, rangniedrige Pferde und weniger ängstliche Pferde lernen besser von Artgenossen als alte, ranghohe und ängstliche Pferde. Zudem nimmt die Lerngeschwindigkeit mit zunehmendem Alter ab. Aus dieser Erfahrung heraus erteilte sie den Rat: «Besonders schonend können Pferde trainiert werden, indem ältere Pferde als Lehrmeister eingesetzt werden. Hier treffen sich Tradition und neueste Forschungsergebnisse. Schon die ‹alten› Meister wie Steinbrecht rieten zum Einsatz älterer Lehrpferde.» Im Zusammenhang mit Ausbildung stand ebenso das Referat von Uta König von Borstel von der Universität Göttingen zum Thema «Persönlichkeitsbeurteilung beim Pferd». Ihrer Aussage nach werten Reiter das Interieur des Pferdes weit höher als die Leistung: «Persönlichkeitsmerkmale wie Aspekte des Temperaments, des Charakter aber auch die Lernfähigkeit oder Leistungsbereitschaft, oft zusammengefasst als Interieurmerkmale, sind von überragender Bedeutung beim Reit- oder Arbeitspferd. Auch die Rittigkeit wird zum Teil durch Aspekte des Interieurs beeinflusst und wird normalerweise als das wichtigste Merkmal eines Reitpferdes betrachtet.» Weil ein gelassenes, lernbereites Pferd zudem schneller auf den gewünschten Stand trainiert werden kann als ein schreckhaftes, häufig abgelenktes Pferd, beeinflusse das Interieur auch die wirtschaftliche Seite der Pferdeausbildung. Nur wenige Zuchtverbände allerdings setzen nach den Worten von König von Borstel objektive Zuchtverfahren zur Persönlichkeitsbeurteilung ein, weil aktuelle Systeme meist unbrauchbar sind. Gross ist zudem die Gefahr der Manipulation der Pferde durch die Besitzer. Die Hoffnungen von Uta König von Borstel ruhen deshalb auf der genomischen Selektion, weil der daraus resultierende Zuchtwert nicht mehr manipulierbar wäre. Mit dem Lernverhalten des Pferdes befasste sich ebenfalls Anja Zollinger. Am Nationalgestüt Avenches versuchte sie in einem Versuch den emotionalen Zustand von Pferden zu evaluieren, die mit positiver oder negativer Verstärkung trainiert wurden. Das Ergebnis verwundert nicht: Positiv geförderte Pferde hatten die Ohren vorne, zeigten wachsendes Interesse, die negativen dagegen richteten die Ohren nach hinten, hatten geringes Interesse und Muskelzuckungen. 
Gene aussagekräftiger als Pedigrees
Dass sich DNA-Daten in Zukunft in der Pferdezucht in verschiedenster Hinsicht anwenden lassen, war dem Referat von Markus Neuditschko zu entnehmen. Denn in den Genen, so liess Tagungsleiter Stefan Rieder vernehmen, stehe eben mehr als in den Pedigrees. Neuditschko zeigte anhand der bei 1077 Freibergern gewonnenen SNP-(Single Nucleotide Polymorphism)-Daten auf, wie sich mit dieser neuen Methode effizient einflussreiche Zuchttiere ohne Abstammungsinformationen in Populationen bestimmen lassen. Seine Untersuchungen zeigten auf, dass sich der Freiberger früh von anderen Kaltblutrassen abgespalten hat, die CH-Warmblutpferde nicht als eigene Population zu bestimmen sind und eine grosse Nähe zum Quarter Horse aufweisen. 
Bekanntes frischte Bettina Wespi in ihrem Referat über «Hengst-Stuten-Interaktion in der Reproduktion» auf. Ständiger Kontakt zu einem Hengst erhöht bei Stuten die Chance signifikant, trächtig zu werden. Den Einfluss des Beschlags auf die Belastung und Bewegung der Gliedmassen untersuchte Nina Waldern am Tierspital Zürich anhand von 13 gesunden Isländern. Hohe lange Hufe führen wohl zu einer Verbesserung der Gangqualität bezüglich Takt und Bewegungshöhe, gleichzeitig jedoch auch zu einer grösseren Belastung der Gliedmassen. 
Der erste Block der Tagung widmete sich tierärztlichen Problemen wie der bildgebenden Diagnostik bei Fesselträgererkrankungen. CT-Bilder sind im Vergleich zu Röntgen oder Ultraschall mit Abstand am aussagekräftigsten. Bei der oft tödlich verlaufenden Atypischen Weidemyopathie scheinen die Früchte des Bergahorns ein Risiko darzustellen, während der Risikojahreszeiten Frühjahr und Herbst sollten Weiden mit Bergahorn gemieden werden. In diesem Zusammenhang gewann die Arbeit von Fränzi Wohlfender über das Monitoring von Pferdekrankheiten an Bedeutung. Die vor 20 Jahren begonnene Überwachung von Pferdekrankheiten ging immer mehr vergessen, soll nun aber im Auftrag des BVET unter der Bezeichnung «Equinella» bei den Tierärzten neu lanciert werden. 
Christoph Seeh vom Pferdegesundheitsdienst Baden-Württemberg hob den Wert von Impfprogrammen am Beispiel von akut verlaufenen Herpesinfektionen hervor und resümierte: «Die Wirksamkeit ist bei korrekter Anwendung gegeben.» 
Dass sich Pferdeforschung nicht nur auf medizinische oder ethologische Themen beschränkt, führt jeweils der Block Geistes-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an. Muriel Willi entrückte die Anwesenden für kurze Zeit in die herrliche Welt des englischen Pferdemalers George Stubbs. Sie wird dem «Kavallo» über das Gesamtwerk einen ausführlichen Beitrag liefern. Eine Analyse zur Situation der Reitweginfrastruktur erstellte Rowena Rutz an der ETH Zürich. Die aktive Reiterin aus dem Raum St. Gallen hielt unter anderem fest: «Es ist wichtig, dass sich Reiter ihrer Rechte und Pflichten bewusst sind und nicht durch falsches Verhalten noch zusätzlich Konflikte provozieren.» Zwar geniessen nach Rutz Reiter noch viele Vorteile, sie fordert die Reitvereine jedoch auch zu einer vermehrten Zusammenarbeit auf. 
Ganz auf den Alltag ausgerichtet waren die Vorträge von Sandra Flierl und Katja Heidkämper. Flierl untersuchte, wie sich Pferdebesitzer in der Schweiz für einen Stall, ein Pferd oder die Reitweise entscheiden, wobei sie das Reitervolk in «gesellige Geniesser», «leistungsorientierte Pferdebesitzer» und «bodenständige Pferdebesitzer» aufteilte. Sie verschickte dazu 2681 Fragebogen, fast 800 kamen ausgefüllt zurück. Der Geniesser stellt das Ausreiten und Sozialverhalten gegenüber Mensch und Pferden an erste Stelle. Aus- und Weiterbildung, hochveranlagte Pferde sowie eine gute Infrastruktur haben für den Sportreiter Priorität. Der bodenständige Reiter hat ein Pferd für Bodenarbeit, Spaziergänge sowie zirzensische Lektionen und sucht eine Gruppenhaltung mit Ganzjahresweide.
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