Innerhalb des Spektrums der beim Pferd vorkommenden Strongyliden hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein markanter Wandel vollzogen. Parallel dazu ist bei den kleinen Strongyliden in den vergangenen Jahren eine kontinuierliche Erhöhung der Resistenz gegen Entwurmungsmittel feststellbar. Eine die heutigen Haltungsbedingungen der Pferde und die Wurmmittelresistenz einschliessende Analyse muss als Konsequenz haben, dass das beim Pferd bislang weithin praktizierte System der Quartalsbehandlungen den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht. Im Rahmen einer bedarfsorientierten Parasitenkontrolle kommt der Analyse der Haltungsbedingungen der Pferde eine wesentliche Bedeutung zu. Hier ist es die Aufgabe des verantwortlichen Tierarztes, die wichtigsten Faktoren wie Art und Umfang des Weideganges, Weidehygiene und -management, Altersstruktur der Herde, vorhandene Erregergruppen und ihre Resistenzlage zu analysieren und zu bewerten. Wird bei Weidehaltung der Kot einmal wöchentlich oder häufiger gesammelt, hat dies eine wesentliche Senkung des Infektionsdruckes zur Folge.
Entwurmungsmittel nur bei Bedarf
Die Neuausrichtung der Parasitenkontrolle sieht vor, den Behandlungsentscheid beim klinisch gesunden, erwachsenen Pferd auf das Ergebnis der Kotuntersuchung abzustützen. Anschliessend werden nur die Pferde behandelt, deren Ausscheidung von Strongylideneiern im Kot einen Schwellenwert überschreitet. Bei den Kotuntersuchungen werden neben den Strongyliden auch andere ausgeschiedene Wurmeier erfasst, mit der Möglichkeit eines gezielten Vorgehens gegen seltener vorkommende Arten.
Nach der tierärztlichen Analyse (Haltung, Fütterung usw.) eines zu Saisonbeginn in das neue Behandlungskonzept aufgenommenen Bestandes sollte mit den ersten Kotanalysen aller adulten Pferde im Mai begonnen werden. Im ersten Untersuchungsjahr sind für die nachfolgenden Kotuntersuchungen etwa achtwöchige Intervalle einzuhalten. Haben die Ergebnisse der Kotanalysen und der klinische Zustand der Tiere keinen Anlass für einen Einsatz von Entwurmungsmitteln während der Saison gegeben, so sollte als Sicherheitsmassnahme vor dem Winter eine gegen Rund- und Bandwürmer wirksame Behandlung aller Tiere vorgenommen werden.
Begleitend zum Parasitenmonitoring kommt der bestandesspezifischen Wirksamkeitsprüfung der verwendeten Entwurmungsmittel eine wesentliche Bedeutung zu. Die für die Praxis geeignetste Methode stellt der sogenannte Eizahlreduktionstest dar, bei dem die Eiausscheidung einzelner Tiere vor und nach einer Entwurmung ermittelt wird. Je nach der Intensität des Tierverkehrs im betreffenden Bestand sollte die Wirkstoffprüfung in ein- bis zweijährigen Intervallen wiederholt werden. Da eine Differenzierung der Eier grosser und kleiner Strongyliden bei der routinemässigen Kotuntersuchung nicht möglich ist, empfehlen wir, das Vorhandensein der grossen Strongyliden in ein- bis zweijährlichen Intervallen auf Tiergruppenebene abzuklären. Liegt in einem Bestand ein Verdacht auf Lungenwurm-, Leberegel- oder Oxyurenbefall vor, muss dieser durch separate Untersuchungen überprüft werden, weil diese Parasiten durch die beim Pferd routinemässig verwendeten Diagnostiktests nicht erfasst werden.
Seit einigen Jahren wird das Konzept der selektiven Behandlungen beim Pferd in mehreren Pilotbetrieben im Grossraum Zürich umgesetzt. Während der Untersuchungen bewegten sich die Ausscheidungen von Eiern kleiner Strongyliden bei allen untersuchten Tieren in einem sehr tiefen Bereich. Nur bei 4 Prozent der Analysen wurde eine Behandlung empfohlen.
Die über mehrere Jahre und unter unterschiedlichen meteorologischen Bedingungen gemachten Erfahrungen sind als sehr positiv hinsichtlich einer Umsetzung des selektiven Behandlungsansatzes zu werten.
Kontakt: PD Dr. Hubertus Hertzberg, -Institut für Parasitologie,
Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich
hubertus.hertzberg@access.uzh.ch
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